Im Zimmer war es warm, aber ihre Hände waren kalt. Sie streifte die ledernen Handschuhe ab und betrachtete ihre Finger. Es waren Kinderhände, plump und speckig und krumm. Die Nägel waren abgekaut und dreckig, bemalt mit liebesapfelroter Farbe, die abgesplittert war. Die Zeigefinger waren im Laufe der Zeit zu fleischigen Klumpen geworden, auf denen die Nägel nur noch zu erahnen waren.
Mit leerem Blick führte Mimi den Zeigefinger der rechten Hand zum Mund, strich damit über die zarte Haut. Ganz rau fühlte sich das an, es kratzte. Sie schloss die Augen. Dann biss sie hinein, so fest, dass es schmerzte. Sie drehte den Finger zwischen ihren Lippen hin und her und nagte und nagte, wie ein Hund auf einem Suppenknochen herumkaut. Nach einer Weile begannen ihre Zeigefinger zu bluten, die waren über all die Jahre sehr mitgenommen, aber sie bemerkte es nicht. Alles, was sie dachte, war:
„Eines Tages werde ich es nicht mehr flicken können. Eines Tages wird es nicht mehr funktionieren.“
Und während sie ihre Finger blutig biss und die salzigen Tropfen, die aus ihren Augen fielen, sich mit der roten Suppe vermischten, war alles, was sie fühlte, die Angst, ihr Herz könne stehenbleiben.
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