Im
Hafen gab es zwei Lichtspieltheater. „Capitol“ hieß das eine. Hier gab es
zuckriges Popcorn, salzige Heringe und außerdem saure Pommes aus der Tüte.
Freitags, samstags und sonntags liefen hier Filme mit Happy-End und ordentlich
Schmalz und Trief.
Das andere hatte gar nicht erst einen Namen, dafür aber eine rote Leuchtreklame über dem Eingang, die blinkte, dass einem die Augen wehtaten. Hier liefen Filme, die niemand zu Ende sah. Die Schauspieler waren selten schön, dafür meistens unbekleidet. Und gelenkig waren sie. Schmalz und Trief gab es in diesem Kino auch. Die tropften aber nicht von der Leinwand, sondern von den einst tiefpurpurnen Sitzen. Oder klebten in eingetrockneten Pfützen am Boden. Es roch streng hier, nach altem Mann und nach noch älteren Schwänzen. Und nach Schweiß.
Mimi kam gern ins namenlose Kino. Sie hatte sich beizeiten mit dem Filmvorführer gutgestellt und besaß nun eine unsichtbare Freikarte auf Lebenszeit. Der Filmvorführer hieß Antony und hatte sein Leben dem Pornofilm verschrieben. Antony war so etwas wie ein verführerisches Schwein, wenn es so etwas denn gibt. Dabei war Antony weder rosa noch rund, vielleicht etwas borstig. Und wirklich verführerisch war er auch nicht, eher kauzig. Aber sein Gesicht war so hübsch ordinär, dass man pausenlos reinschlagen wollte.
Das andere hatte gar nicht erst einen Namen, dafür aber eine rote Leuchtreklame über dem Eingang, die blinkte, dass einem die Augen wehtaten. Hier liefen Filme, die niemand zu Ende sah. Die Schauspieler waren selten schön, dafür meistens unbekleidet. Und gelenkig waren sie. Schmalz und Trief gab es in diesem Kino auch. Die tropften aber nicht von der Leinwand, sondern von den einst tiefpurpurnen Sitzen. Oder klebten in eingetrockneten Pfützen am Boden. Es roch streng hier, nach altem Mann und nach noch älteren Schwänzen. Und nach Schweiß.
Mimi kam gern ins namenlose Kino. Sie hatte sich beizeiten mit dem Filmvorführer gutgestellt und besaß nun eine unsichtbare Freikarte auf Lebenszeit. Der Filmvorführer hieß Antony und hatte sein Leben dem Pornofilm verschrieben. Antony war so etwas wie ein verführerisches Schwein, wenn es so etwas denn gibt. Dabei war Antony weder rosa noch rund, vielleicht etwas borstig. Und wirklich verführerisch war er auch nicht, eher kauzig. Aber sein Gesicht war so hübsch ordinär, dass man pausenlos reinschlagen wollte.
Antony
war der perverseste Mensch, den Mimi je kennengelernt hatte. Nicht so pervers
wie die, die nicht mehr anders konnten, da das Leben sie hatte stumpf werden
lassen. Die aus Verzweiflung so wurden, so werden mussten. Und auch nicht „pervers“ wie die,
die nur so taten, weil ein wenig Perversion ja nun einmal in keinem modernen
Haushalt fehlen darf.
Antony war als Schwein geboren worden. Die Perversion gehörte zu ihm wie sein kerzengerader Nasenrücken. „Der kann gar nicht anders“, dachte Mimi an manchen Abenden, wenn der Filmvorführer mal wieder im Kinosaal umherschlich, seinen Penis in ein überraschtes Gesicht drückte, aus tiefster Kehle grunzte und dann eine Ladung Weißes, Warmes abschoss.
Antony war als Schwein geboren worden. Die Perversion gehörte zu ihm wie sein kerzengerader Nasenrücken. „Der kann gar nicht anders“, dachte Mimi an manchen Abenden, wenn der Filmvorführer mal wieder im Kinosaal umherschlich, seinen Penis in ein überraschtes Gesicht drückte, aus tiefster Kehle grunzte und dann eine Ladung Weißes, Warmes abschoss.
Bei
ihr hatte er das nie versucht. Er zeigte der Madame hin und wieder seinen
Filmvorführer-Schwanz, auf den er sich in einer versoffenen Nacht selbst
„Harrrkenkreutz“ tätowiert hatte. Dafür erntete er dann fragende Blicke und
auch mal einen spontanen Applaus, je nachdem, wie Mimi gerade lustig war. Oder
aber einen freundschaftlichen Klopfer aufs Gemächt. Das mochte er am liebsten. Angespritzt
hatte er sie trotzdem nie.
„Warum
hast du mich eigentlich noch nie angespritzt, Antony?“, fragte Mimi den Freund
eines Abends. Sie saßen allein im Kinosaal und sahen sich Antonys neueste
Errungenschaft an, einen Film über Amazonen, die es mit außerirdischen
Riesenwassermelonen trieben und deren Vaginas der Reihe nach während des Aktes
explodierten.
„Weiß
nicht. Du bist nicht mein Typ.“ Antony dachte nach. Er bevorzugte anorektische
Mädchen mit gelbem Haar und rosa Lippen. Die zarte Haut der Mädchen bemalte er
mit Edding, schnaufte dabei laut, ließ sich von ihnen an den Haaren zwischen
seinen Beinen ziehen und so feste kneifen, dass ihm die Tränen die Wangen
hinuntertropften. Kurz bevor er kam, befahl er den Mädchen, sich umzudrehen,
damit er auf die schönen Hinterköpfe wichsen konnte. „Ich kann diese Visagen
dabei nicht sehen“, hatte er Mimi mal verraten und die hatte diese Einstellung
für irre konsequent und exotisch befunden.
Auf
der Leinwand paarten sich die Alien-Melonen inzwischen mit den dahin
gemetzelten Frauenkörpern. Eine Orgie in Fruchtfleisch und blutigen Amazonenfetzen.
Da
anorektische Mädchen mit gelbem Haar und rosa Lippen sich leider überaus selten
in den Hafen verirrten, nahm Antony an den meisten Abenden vorlieb mit bärtigen
Matrosen, die er in sein Kino gelockt hatte. Die überraschte er, während
die Ahnungslosen sich schwanzmassierenderweise den pornographischen Träumen
hingaben, die ihnen entgegen flimmerten. Die eine Hälfte der so besamten Matrosen
wollte Antony danach umbringen, die andere Hälfte wäre ihm gern ins private
Séparée gefolgt. Beidem entging der Filmvorführer gekonnt.
„Soll ich ihn trotzdem rausholen?“, fragte der Freund die Madame, hoffnungsvoll hechelnd.
„Zeig
schon her. Ich hab den Racker ja mindestens eine Woche nicht mehr gesehen.“
Binnen
Bruchteilen einer Sekunde lag da auch schon der Penis des Filmvorführers vor
ihr. Mimi verpasste ihm einen mitleidigen Schnipser, Antony schloss schmerzverzerrt
die Augen und beide dachten: „Wie schade es ist, dass man nicht immer das haben
kann, was man sich gerade wünscht.“
antony, könig des anti-sex. |
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