ihr.

Follow this blog with bloglovin

Follow mimi vom hafen

Freitag, 4. Mai 2012

filmvorführer-sperma gibt es heute gratis zum popcorn dazu.

Im Hafen gab es zwei Lichtspieltheater. „Capitol“ hieß das eine. Hier gab es zuckriges Popcorn, salzige Heringe und außerdem saure Pommes aus der Tüte. Freitags, samstags und sonntags liefen hier Filme mit Happy-End und ordentlich Schmalz und Trief.

Das andere hatte gar nicht erst einen Namen, dafür aber eine rote Leuchtreklame über dem Eingang, die blinkte, dass einem die Augen wehtaten. Hier liefen Filme, die niemand zu Ende sah. Die Schauspieler waren selten schön, dafür meistens unbekleidet. Und gelenkig waren sie. Schmalz und Trief gab es in diesem Kino auch. Die tropften aber nicht von der Leinwand, sondern von den einst tiefpurpurnen Sitzen. Oder klebten in eingetrockneten Pfützen am Boden. Es roch streng hier, nach altem Mann und nach noch älteren Schwänzen. Und nach Schweiß.

Mimi kam gern ins namenlose Kino. Sie hatte sich beizeiten mit dem Filmvorführer gutgestellt und besaß nun eine unsichtbare Freikarte auf Lebenszeit. Der Filmvorführer hieß Antony und hatte sein Leben dem Pornofilm verschrieben. Antony war so etwas wie ein verführerisches Schwein, wenn es so etwas denn gibt. Dabei war Antony weder rosa noch rund, vielleicht etwas borstig. Und wirklich verführerisch war er auch nicht, eher kauzig. Aber sein Gesicht war so hübsch ordinär, dass man pausenlos reinschlagen wollte.

Antony war der perverseste Mensch, den Mimi je kennengelernt hatte. Nicht so pervers wie die, die nicht mehr anders konnten, da das Leben sie hatte stumpf werden lassen. Die aus Verzweiflung so wurden, so werden mussten. Und auch nicht „pervers“ wie die, die nur so taten, weil ein wenig Perversion ja nun einmal in keinem modernen Haushalt fehlen darf.
Antony war als Schwein geboren worden. Die Perversion gehörte zu ihm wie sein kerzengerader Nasenrücken. „Der kann gar nicht anders“, dachte Mimi an manchen Abenden, wenn der Filmvorführer mal wieder im Kinosaal umherschlich, seinen Penis in ein überraschtes Gesicht drückte, aus tiefster Kehle grunzte und dann eine Ladung Weißes, Warmes abschoss.

Bei ihr hatte er das nie versucht. Er zeigte der Madame hin und wieder seinen Filmvorführer-Schwanz, auf den er sich in einer versoffenen Nacht selbst „Harrrkenkreutz“ tätowiert hatte. Dafür erntete er dann fragende Blicke und auch mal einen spontanen Applaus, je nachdem, wie Mimi gerade lustig war. Oder aber einen freundschaftlichen Klopfer aufs Gemächt. Das mochte er am liebsten. Angespritzt hatte er sie trotzdem nie.

„Warum hast du mich eigentlich noch nie angespritzt, Antony?“, fragte Mimi den Freund eines Abends. Sie saßen allein im Kinosaal und sahen sich Antonys neueste Errungenschaft an, einen Film über Amazonen, die es mit außerirdischen Riesenwassermelonen trieben und deren Vaginas der Reihe nach während des Aktes explodierten.

„Weiß nicht. Du bist nicht mein Typ.“ Antony dachte nach. Er bevorzugte anorektische Mädchen mit gelbem Haar und rosa Lippen. Die zarte Haut der Mädchen bemalte er mit Edding, schnaufte dabei laut, ließ sich von ihnen an den Haaren zwischen seinen Beinen ziehen und so feste kneifen, dass ihm die Tränen die Wangen hinuntertropften. Kurz bevor er kam, befahl er den Mädchen, sich umzudrehen, damit er auf die schönen Hinterköpfe wichsen konnte. „Ich kann diese Visagen dabei nicht sehen“, hatte er Mimi mal verraten und die hatte diese Einstellung für irre konsequent und exotisch befunden.

Auf der Leinwand paarten sich die Alien-Melonen inzwischen mit den dahin gemetzelten Frauenkörpern. Eine Orgie in Fruchtfleisch und blutigen Amazonenfetzen.

Da anorektische Mädchen mit gelbem Haar und rosa Lippen sich leider überaus selten in den Hafen verirrten, nahm Antony an den meisten Abenden vorlieb mit bärtigen Matrosen, die er in sein Kino gelockt hatte. Die überraschte er, während die Ahnungslosen sich schwanzmassierenderweise den pornographischen Träumen hingaben, die ihnen entgegen flimmerten. Die eine Hälfte der so besamten Matrosen wollte Antony danach umbringen, die andere Hälfte wäre ihm gern ins private Séparée gefolgt. Beidem entging der Filmvorführer gekonnt.

„Soll ich ihn trotzdem rausholen?“, fragte der Freund die Madame, hoffnungsvoll hechelnd.

„Zeig schon her. Ich hab den Racker ja mindestens eine Woche nicht mehr gesehen.“

Binnen Bruchteilen einer Sekunde lag da auch schon der Penis des Filmvorführers vor ihr. Mimi verpasste ihm einen mitleidigen Schnipser, Antony schloss schmerzverzerrt die Augen und beide dachten: „Wie schade es ist, dass man nicht immer das haben kann, was man sich gerade wünscht.“


antony, könig des anti-sex.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

ich.

Mein Bild
Madame Mimi vom Hafen und ihre in Rum getränkten Lügengeschichten.