ihr.

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Montag, 14. März 2011

ludwig erhards penis.

"Die letzten Tage waren beinah so bizarr wie meine Träume jede Nacht. Hoffentlich hört das bald auf." Und während Mimi das schrieb, schrie draußen ein Mann, als würde man ihm bei lebendigem Leib die Haut abziehen. Mimi wollte nichts Bizarres mehr. Nur noch Echtes. Und Ruhe. Der Mann schrie nicht mehr, vielleicht war er ja tot. Der Madame war das egal.


Noch einmal von vorn also. Wo waren wir? Mimis Träume, richtig. Die waren unheimlich. Sie träumte davon, mit einem Jungen mit tätowierten Händen in ihrem alten Kinderzimmer eingeschlossen zu sein und gemeinsam mit ihm durchs Fenster beobachten zu müssen, wie draußen die Welt unterging. Oder davon, dass ein sprechendes Pferd ihren Kopf abriss, drauf herumkaute, ihn wieder ausspuckte und laut rief: „Pfui! Igittigitt, das ist ja schrecklich zäh!“


In der letzten Nacht hatte die Hafenmadame geträumt, sie sei Ludwig Erhard.Erzähl doch mal, Mimi vom Hafen, verrücktes Ding.


"Ich wollte meine Memoiren schreiben, doch fand ich weder Stift noch Zette. Also beschloss ich, den Körper der sommersprossigen Jungfrau, die auf einer Chaiselongue in der Mitte des Raumes schlief, mit winzig kleinen Buchstaben zu bedecken. Ich griff in meine Hose und holte meinen Schwanz heraus, der seltsamerweise wie ein Kugelschreiber aussah. Mit ungelenken Bewegungen schlüpfte ich aus meiner Hose, stellte mich vor die Jungfrau, die im Schlaf sabberte, und wollte zu schreiben beginnen. Doch konnte ich nicht. Die Mine des Kugelschreibers war eingetrocknet. Scheißdreck!, dachte ich mir und kotzte einen Teller Erbsensuppe aus."


Einen Traum, der so leicht zu deuten war, hatte Mimi vom Hafen noch nie. Sie litt unter einer kreativen Ladehemmung. Oh, nicht, dass es ihr an Ideen mangelte. Zu Hauf saßen sie in ihrem Wohnzimmer. Nur konnte sie sie nicht in Worte kleiden und musste sie nackend durch die Gegend laufen lassen. Manche holten sich dabei den Tod, besonders die winzigen, grünen, unreifen. Dann weinte Mimi um sie und war sehr traurig, weil sie sie verloren hatte.


Auch jetzt sah sie wieder eine dahin siechen. Bis gerade noch hatte sie neben Mimi gesessen und leise eine kleine Sehnsuchtsmelodie gesummt. Nun zitterte sie, ihr Atem ging schwer, die Augenlider flatterten. Sehr melodramatisch.


Mimi runzelte die Stirn und seufzte.

"Was wollte ich doch gleich erzählen?"

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ich.

Mein Bild
Madame Mimi vom Hafen und ihre in Rum getränkten Lügengeschichten.