ihr.

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Dienstag, 6. Dezember 2011

gedichte ruinieren anständige leute.

mimi vom hafen und der boxer lagen rücklings im bootshaus und starrten an die decke. hier roch es gut, nach morschem holz, nach teer und ölfarbe. das olle linoleum unter ihnen keuchte und knarzte. draußen goss es kupferfarbenen regen aus rostigen eimern. von zeit zu zeit unterbrachen sie ihre konversation, um mit gespitzten ohren zu lauschen, wie das meerwasser gegen den bootssteg gluckste. sie unterhielten sich gerade über anstand, der boxer behauptete frech, er hätte welchen. nun, zumindest hätte er eine „anständige seite“.

mimi war überrascht: „ich dachte immer, die hättest du beizeiten in irgendeinem straßenkampf verloren.


„ach“, sagte der große mann da, „ich haue mich nicht mehr. ich lese nur noch gedichte.“ er zog die oberlippe richtung nase und dachte nach. „wenn ich es recht bedenke, ist das weitaus gefährlicher. gerade beim gedichtelesen kann man seine anständige seite verlieren.“


die madame sah den boxerfreund an. „ja, so siehst du aus. ein hilfloses opfer der poesie. arme, leichte schwere beute.“


der boxer sah wütend aus. über jemanden wie ihn machte man sich nicht lustig. mimi wusste, dass er ihr in momenten wie diesem gerne aufs maul gehauen hätte. sie wusste aber auch, wie reizend sie gerade aussah, wie sie da mit ihren quietschnassen wollstrümpfen und dem regenschweren kleid auf dem fußboden klebte. außerdem hing eine reihe falscher wimpern von ihrem rechten auge, der kleber vom regen aufgeweicht. das verlieh ihr etwas tollpatschig-dummes und sowas schlug nicht mal der boxer.


„ich lese viele pornographische bücher, und außerdem sehe ich den straßenkötern gern beim ficken zu. das solltest du auch mal ausprobieren. das fördert die moral ungemein.“


„du hast eine meise, mimi.“ der boxer schüttelte den kopf. er griff ein altes tuch aus einem drahtverschlag, bedeckte regenmimi damit und sagte: „wenn du krank wirst, stecke ich mich nachher noch an.“


mimi und ihre hängewimpern kicherten leise um die wette. kein gedicht der welt, so schlecht es auch sein mochte, würde dem schläger neben ihr den anstand nehmen.


auf eine seltsame weise beruhigte sie dieser gedanke.

mimis boxerfreund stiff chainey. 

2 Kommentare:

  1. Gedichte?
    Oh bitte keine lyrischen Ergüsse. Auch nicht vom Boxer. Obgleich ein Regenguss ja den Kötern zuweilen gut tut, gerade im Hinblick auf den allgemeinen Anstand, der so wieder hergestellt wird.
    Ich schreibe Unsinn.
    Aber hier regnet es auch gerade mal nicht.

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  2. ich mag gedichte ja, aber sie müssen sehr sehr gut sein und am liebsten von charles bukowski oder heinz erhardt. aber ein heikles thema, das ist wahr. hier regnet es gleich.

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ich.

Mein Bild
Madame Mimi vom Hafen und ihre in Rum getränkten Lügengeschichten.