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Sonntag, 10. Juli 2011

der growlfisch manowar und das großvaterpony.

In Mimis Garten gab es einen Teich. Klein, nur wenig größer als eine Pfütze, dunkel und selbst im Sommer eisekalt. Drei Fische wohnten dort, die hießen Frau Hedwig, Herr Blechschild und Manowar. Und obwohl Manowar stets nur über seine Schuppenverflechtungen sprach, Herr Blechschild ein chronischer Nörgler und Frau Hedwig ein ausgesprochenes Plappermaul war, genoss Mimi die gelegentlichen Konversationen mit ihnen. Manchmal gesellte sich Herr Katzenmann dazu. Mimi hatte ihn vor langer Zeit mal gefragt, warum er niemals Jagd auf das Fischtrio gemacht hatte. Der alte Kater hatte sie angesehen, auf den Boden gespuckt und gefaucht: „Nur weil ich eine Katze bin, fresse ich nicht jeden Dreck.“

„Hallo ihr drei“, begrüßte Mimi an einem Sonntag im Sommer ihre drei Nachbarn mit den Glitschbäuchen und hängte ihre Beine in den Teich.

„Hallo Mimi“, growlte es da aus dem Dunkel. Das war Manowar.

„Ach, bist du wieder zurück?“ fragte Frau Hedwig.

„Ja, ach, Frau Hedwig, es war wundervoll!“

Für ein paar Tage war Mimi zu Gast in der großen Stadt gewesen, um dort den Matrosen zu besuchen, der ihr nicht mehr aus dem Kopf ging. Also hatte sie ihre schönsten Kleider und Seidenstrümpfe und Blumen fürs Haar in den alten Koffer gepackt und sich auf den Weg gemacht.

Der Matrose war noch schöner, als sie ihn in Erinnerung hatte. Sie hatte jede Minute mit ihm genossen, seine Zahnlücke begafft wie ein hungriger Affe eine Banane, sie hatten sich geküsst, Mann und Frau gespielt, getrunken und Vollbäder in himbeeriger Dekadenz genommen, und einmal hatte er sie sogar auf den Jahrmarkt ausgeführt und sie im Autoscooter herumgefahren, bis ihr kotzübel wurde. Mimi lächelte. Ja, das waren gar großartige Tage gewesen.


„Laaangweilig!“ Herr Blechschild rumste mit seinem Glitschbauch gegen Mimis Schienbein. Das sollte wohl eine Aufforderung sein, Herr Blechschild war ganz versessen auf Sex und Crime.

„Herr Blechschild!“, keifte Mimi, „Contenance, du alte Gräte!“

Blubb-blubb-blubberte es da aus dem Teich.

„Dass die letzten Tage voller Liebe und nach Kuchen duftendem Glück für mich waren scheint euch also nicht zu interessieren.“

„Nein.“

„Na gut. Dann erzähle ich euch von der Mistress und dem Großvaterpony.“ Die Hafenmadame streckte sich und holte tief Luft.

„Ich war zu Gast auf einem Reiterhof. Der war sehr besonders, weil es dort gar keine Pferde gab. Die Stallungen lagen unter der Erde und statt Karotten und Heu gab es dort Martini und Wein, der die Lippen bläulich färbt. Geritten wurde dennoch. Auf alten Herren und blondierten Frauen mit großen Brüsten. Ein reizvoller Anblick.“ Ein Seufzen durchfuhr die Brust der Madame. „Am meisten gefiel mir ein weißmähniges Großväterchenpony, das vor seiner Reiterin ein Tänzchen vollführte. Es zuckte und trippelte und schien auf ein Zuckerstückchen zu hoffen. Doch wollte es seiner Herrin nicht so recht gefallen. Die schimpfte laut und sagte böse Dinge, die das Pony aber nur noch mehr anstachelten und beflügelten. Für einen Moment hätte ich schwören können, dass das Weißmähnen-Pony schwebte!“

„Tat es das denn?“ Herr Blechschilds Maul klappte vor Spannung auf und zu.

„Nein, tat es nicht“, gluckste da Frau Hedwig und zwinkerte Mimi zu. Frau Hedwig war einst eine berühmte Domina gewesen, hatte sich aber vor drei Jahren aufs Altenteil zurückgezogen. „Großvater-Ponys tanzen bekanntlich besonders possierlich, wenn man ihnen eine gute Ladung Reizstrom in die Hufe jagt.“

„Ganz genau, Frau Hedwig, Sie grausame Kennerin Ihres Fachs!“ Mimi kicherte und hätte beinahe das Knurren ihres Bauches überhört. Aber eben nur beinahe. Fisch. Sie verspürte Appetit auf Fisch. Dann verabschiedete sie sich von ihrer Hörerschaft, platschte auf nassen Sohlen in die Vorratskammer, griff sich eine Dose Hering in Blut-Tomaten-Soße aus dem Regal und verspeiste den Inhalt auf einer Scheibe Toast.

1 Kommentar:

  1. Bilder im Kopf.
    Kannst Du bitte alle Mimi-Geschichten zusammenfassen und in einem Band veröffentlichen.
    Und:
    Hat nicht jede Dame einen Matrosen, mit dem sie spielt?
    I

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ich.

Mein Bild
Madame Mimi vom Hafen und ihre in Rum getränkten Lügengeschichten.