ihr.

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Mittwoch, 15. August 2012

gehirnsalat mit fffffick und tupfen.

Tupf. Tupf. Tupf. Mimi vom Hafen saß in ihrem Blumenbeet und betupfte mit Hingabe und viel weißer Farbe die purpurnen Bartnelken, die da so aus der Erde sprossen. Das sieht gleich viel freundlicher aus!, frohlockte die Madame und betupfte gleich noch sich selbst, genauer gesagt die bunten Arme.

Da maunzte es aus dem Hinterhalt. Herr Katzenmann, Mimis miauender Mitbewohner und Kater von Welt, saß in der offenen Tür und beobachtete die Freundin. „Weißt du, Mimi“, schnurrte er, „dass du nicht alle Tassen im Schrank hast, weiß ich ja und es stört mich nicht mal. Aber muss es denn jeder wissen? Komm doch lieber ins Haus und betupfe den Küchentisch.“

„Seit wann interessiert dich denn die Meinung anderer, Herr Katzenmann?“ fragte Mimi und betupfte ihre Nasenspitze. Tupf-tupf.

„Seitdem ich der hübschen Glücksmieze des Bäckers verfallen bin. Die findet dich reichlich skurril und mich darum gleich mit!“

„Ach, weißt du. Ich gebe einen Fffffffffick (sie zog das F in die Länge wie altes Kaugummi und fletschte dabei die Zähne) auf solches Geschwätz. Ist doch wahr!“

Damit griff Mimi nach Farbeimer und Pinsel, erhob sich und stapfte am konsterniert dreinschauenden Kater vorbei zurück ins Haus. Dort schmiss sie alles Farbige in die fette Ecke und sich selbst aufs Bett. Insgeheim ärgerte es sie doch, was die Leute über sie dachten. Sie selbst fand sich häufig ganz hinreißend, liebreizend und damenhaft, wie sie sich in Gesellschaft gern gab. Warum sprachen die Leute nicht mal darüber? 

Nun gut, sie neigte bei Vollmond und an regnerischen Dienstagen zum Jähzorn. Dann warf sie mit Tassen und Flaschen um sich, brüllte Obszönitäten und trat jedem auf die Füße, der sich nicht schnell genug in Sicherheit brachte. Vielleicht hatte sie auch die eine oder andere Eigenart, die andere befremdlich finden mochten. Zum Beispiel sprach sie mit ihrem Haus. Aber das antwortete ja auch immer wieder, warum also nicht? Menschen machten ihr dagegen Angst, und manchmal hasste sie sie sogar. Dann doch lieber schweigsame Bartnelken betupfen! 

Die Hafenbewohner waren doch selbst alle verrückt und konnten überhaupt nicht beurteilen, ob ein anderer noch verrückter war als sie selbst oder doch weniger oder vielleicht sogar gar nicht oder oder oder...

An diesem Punkt verknoteten sich Mimis Gedanken zu einem großen Knäuel. Das war ein unangenehmes Gefühl, denn das Verknoten ziepte gar doll hinter den Ohren. „Aua aua!“, machte da die Madame und steckte sich rechts und links je einen Finger ins Ohr. Tiefer, immer tiefer bohrte sie und hoffte, so an das Gedankenknäuel heranzukommen und es entwirren zu können. Das war schwieriger als gedacht, doch gab Mimi nicht auf und puhlte weiter, bis sie das Wirrwarr im Kopf erreicht und entknotet hatte. „Au fein!“ rief sie und zog sich den einstigen Gedankenklumpatsch als langen roten Faden aus dem linken Ohr.

Herr Katzenmann saß unterdessen auf der Fensterbank, betrachtete das Gepuhle und Geziehe, schüttelte den Kopf und war froh, dass außer ihm niemand wusste, wie schlimm es um Mimis Verrücktheit wirklich stand. Mit einem Satz sprang er auf das Bett der Madame, die vor Anstrengung eingeschlafen war, leckte die weiße Betupfungsfarbe von ihren Armen und der Nasenspitze und beschloss, einen Abendkurs in Psychologie zu belegen.

2 Kommentare:

  1. Seltsam, wie sehr wir uns doch alle ähneln.
    Und wie sehr wir uns die Köpfe anderer Menschen zerbrechen.
    Warum tun wir das?

    Warum wollen wir um jeden Preis geliebt, geachtet, geschätzt werden? Und warum nehmen wir nur negative Kritik als wahr und gegeben hin?

    Ich gehe mit Herrn Katzenmann, bezweifel aber, dass ich etwas verstehe

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  2. ach, ich würd auch so gern wirklich sagen können, dass es mir egal sei. ist es aber nicht immer. warum das so ist, weiß ich nicht, miss miez. und herr katzenmann will es mir nicht verraten.

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ich.

Mein Bild
Madame Mimi vom Hafen und ihre in Rum getränkten Lügengeschichten.