ihr.

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Donnerstag, 6. Januar 2011

ein panzer aus granit, bittesehr.



Der Typ mit den geschminkten Augen sah durch sie hindurch. Sie kannten sich nur flüchtig, aber sie unterhielt sich gern mit ihm. Anders als die anderen nahm er ihr die Rambo-Masche nicht ab, das konnte ein Blinder erkennen. 
„Ich glaube“, sagte er, „dass du nicht halb so verwegen bist, wie du immer tust. Und dass man dir ganz leicht wehtun kann.“ 
Dann hob er die Hand zum Abschiedsgruß und schlurfte davon.

Mimi glotzte ihm noch lange nach. Dabei zog sie eine Schnute und kaute auf ihrer Unterlippe herum. Er hatte Recht. Es war ja alles nur Getue. In den letzten Nächten waren die Albträume wiedergekommen, jeden Morgen wachte sie mit schweißnasser Stirn und eisekalten, zu Klauen verformten Händen auf, die nichts festhielten außer der Bettdecke. 

„So ein Dummkopf. Ich bin die Stärkste von allen“, sprach Mimi zu sich selbst und ballte die behandschuhte Faust. Aber weil sie sich selbst so schlecht anlügen konnte, gab sie rasch auf. 

Im Supermarkt kaufte sie ein Fass Eiscreme und einen Kanister Kirschlikör und schleppte alles unter Keuchen in ihr Haus, das windschiefe in Rosarot, das nicht weit vom Hafen auf einem kleinen Erdhaufen stand.

Sie löffelte das beschwipste Eis mit einer Suppenkelle aus dem Fass, bis ihr der Bauch wehtat. Dann weinte sie ein bisschen vor sich hin und tat sich leid. Und wenn schon, dachte sie. Bin ich halt nicht stark. Na und?
Sie fand ihre innere Stimme sehr trotzig und tadelte sich darum. 
„Das bringt doch alles nichts, Mimi“, ermahnte sie sich. „Wir werden uns einen Panzer wachsen lassen! Einen aus Granit, den niemand zerstören kann.“ 

Zunächst gefiel ihr die Idee. Dann dachte sie: So ein Schwachsinn. Ein Panzer aus Granit wächst schließlich nicht einfach so. Den muss man bestellen und maßgenau anfertigen lassen. Leider nur war Mimi arm wie eine Kirchenmaus, und so blieb ihr nichts anderes übrig, als panzerlos durch die Welt zu laufen, mit einem Klumpen von Seele, der noch windschiefer und wackliger war als ihr rosarotes Haus auf dem Erdhaufen.

5 Kommentare:

  1. ja wenn man nur halb so verwegen ist wie man so tut,
    das ist schon meist mehr was als Gesund gilt, denn wie Don Quixshote de la Mancha, ist man wenn echt so verwegen ist wie er tut , gar net so gesund wie der Manne mit den geschminkten Augen meint den ne Maske ist ne Maske Man sollte alles geniessen nicht sich dabei uebernehmen alles was spass macht ein Fass Eis, ein Moment der Schwaeche, ein wenig verlegen leben, da war doch die eigene sehnsucht schlimmer als das man vermeintlich erkannt wurde, und das man selber nicht den Moment der Schwaeche nutzte und einfach sich hingab, oder Mimi, hingabe und mehr , war die echt und er echt so geil, oder war die Gschichte echt gut und ficktiv ;)

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    1. Fiktiv. Du schreibst es doch selber. Nicht immer Realität und Fiktion vermischen. Aber: Jede GEschichte hat eben so viele Interpretationsansätze wie sie Leser hat. Allerdings verstehe ich Deinen Ansatz nicht sehr gut. Was ist Deine Aussage?

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  2. Panzer. Damit kenne ich mich aus. Bin ein Hummer. Auf der Suche nach einem neuen passenden Panzer. Bin wund und roh. Mir tut auch alles weh. Trotz Kirsche mit Sahne. Alles weg. Selbst meine Kreativität hat sich versteckt, wahrscheinlich unter dem grünen Omasessel oder unter dem roten Sofa. Vielleicht. Ich weiß es nicht.
    Wie viele Stimmen kann man haben? Ich habe gerade zwei und beide haben Recht.
    Ich will Schokolade, dicke, dunkle, sämige und mich darin vergessen. Verschmelzen. Und dann schnurren. Mal sehen...

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ich.

Mein Bild
Madame Mimi vom Hafen und ihre in Rum getränkten Lügengeschichten.